Zahlreiche Gäste besuchten den Prozessauftakt „Aktiv im Sozialraum“ mit dem Impulsreferat von Ulrich Nehring und Malte Spitzer Im Ratssaal der Stadt Worms
Foto: Stadt Worms/ Kommunikation und Marketing
Mit der Einführung des Bürgergeldes hat der Gesetzgeber den Jobcentern die Möglichkeit gegeben, dass Sie aufsuchend und im Sozialraum ihre Beratung anbieten können. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass inzwischen andere Unterstützungsleistungen erforderlich sind, als dies noch zu Beginn der Jobcenter 2005 notwendig war. Heute ist eine ganzheitliche Betrachtung der Lebenssituation wichtig, zudem werden zunehmend Coaching-Anteile in der Arbeit notwendig, um in Zusammenarbeit sowohl mit dem Kunden als auch mit zahlreichen Netzwerk-partnern wieder eine Annäherung an den Arbeitsmarkt herstellen zu können.
Zum Auftakt des Prozesses „Aktiv im Sozialraum“ haben Ulrich Nehring und Malte Spitzer am 7. September im Ratssaal der Stadt Worms unter dem Titel „Aktiv im Sozialraum – Ansätze und Praxis im Jobcenter Hildesheim“ vorgestellt, wie die Stadt Hildesheim diesen Ansatz in der Praxis umgesetzt hat. Nehring ist seit 2016 Leiter des Jobcenters Hildesheim, Spitzer ist als Erster Stadtrat der Stadt Hildesheim ebenfalls seit 2016 als Dezernent für Jugend, Soziales, Schulen und Sport zuständig.
Sie zeigten auf, dass die Einwohner der Stadt in den jeweiligen Stadtteilen sehr unterschiedlich auf den Bezug von Bürgergeld angewiesen sind. Insbesondere die Nordstadt weist eine große Betroffenheit bei gleichzeitig hohem Ausländeranteil auf. Fehlende Schul- und Berufsabschlüsse erschweren den Arbeitsmarktzugang. Aus diesen Gründen haben sich Stadt und Jobcenter eng abgestimmt – verschiedene Projekte sind entstanden, die sich wechselseitig unterstützen. Dabei stellte sich auch die Frage, wie künftig unter solchen Gegebenheiten erfolgreich gearbeitet werden kann. Seit 2020 werden durch Präsenz im Quartier und enge Netzwerkarbeit bessere Zugänge zu den Personengruppen erreicht. Jobcenter-Mitarbeiter sollen dabei immer nur Wegbereiter für das Gelingen und Beschreiten weiterer Maßnahmen und Wege sein, die das Unterstützungssystem der jeweiligen Kunden aktivieren und begleiten. In den folgenden Monaten soll gemeinsam mit Netzwerkpartnern entwickelt werden, wie diese Form der Beratungsarbeit sinnvoll und zielgerichtet zum Wohle der Menschen eingesetzt werden kann.
Aktuell haben Jobcenter und Stadt Hildesheim das bisherige Vorgehen evaluiert und nachjustiert: Die Ergebnisse zeigen, dass der beschrittene Weg mühsam ist, es jedoch kaum Alternativen geben dürfte.
Die Gäste des Impulsvortrages, die vielfach bei sozialen Maßnahmenträgern, Jobcentern und ähnlichen Einrichtungen beschäftigt sind, gaben durchweg positive Rückmeldungen und bezeichneten den Abend als sehr motivierend für die eigene Arbeit. Sozialdezernent Waldemar Herder betonte in diesem Zusammenhang: „Die Kommunen verfügen über Kompetenz und Erfahrung bei der Arbeit im Sozialraum. Dabei steht für uns die ganzheitliche Betrachtung der Familie im Vordergrund.“ Er nahm damit auch Bezug auf Planungen der Bundesregierung, die Betreuung von SGB II-Leistungsberechtigten unter 25 Jahren vom SGB II ins SGB III, also von den kommunalen Jobcentern auf die Agenturen für Arbeit zu übertragen. Für Herder, der auch Vorsitzender des Sozialausschusses des Städtetages Rheinland-Pfalz ist, läuft diese Zielsetzung der bewährten Grundidee des SGB II zuwider.
Für die Stadt Worms läuft derzeit eine ausführliche Sozialraumanalyse. Das Forschungs- und Beratungsinstitut empirica wird dabei im Auftrag der Stadt valide Daten erheben und auswerten. Ende 2023 / Anfang 2024 sollen diese Daten vorliegen und den Gremien vorgestellt werden. Auf dieser Grundlage werden sodann gemeinsam mit den zu beteiligen-den Akteuren die weiteren Maßnahmen für Worms geplant werden.
