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„Böse Menschen haben keine Lieder?“ lautet der Titel des Erzählcafés, das am Freitag, 29. November, 16 Uhr, in der Gedenkstätte KZ Osthofen, Ziegelhüttenweg, Osthofen, stattfindet. Bereits um 15 Uhr besteht die Gelegenheit zur Führung durch die Gedenkstätte.
Es erscheint unrealistisch: In den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten gab es Orchester, sogar im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Sie dienten dazu, die Ein- und Ausmärsche zu den Arbeitseinsätzen zu strukturieren – ein gemeinsamer Rhythmus erleichterte es, die Arbeitskolonnen übersichtlich und gut abzählbar ins Lager aus- bzw. einziehen zu lassen. Aber auch zur Unterhaltung der Bewacher gab es regelmäßig Konzerte. Für die Gefangenen, die in den Orchestern musizieren mussten, erhöhte dies die Überlebenswahrscheinlichkeit um ein Vielfaches. In der Regel bekamen sie höhere Essensrationen, sie waren von der Vernichtung durch Arbeit ausgenommen, und sie bekamen für die Lagerverhältnisse deutlich bessere Kleidung.
Was bedeutete es konkret, Teil eines solchen Orchesters zu sein? Im Rahmen des Erzählcafés wird die Vita von Menschen vorgestellt, die dies betraf. Fragen aber bleiben: Wie kann man Schumann lieben und gleichzeitig morden? Und wenn weder Kultur noch Bildung barbarische Handlungen verhindern können, was dann?
Referentin Barbara Kirschbaum leitete von 2002 bis 2020 die museumspädagogische Arbeit des NS-Dokumentationszentrums in Köln. 2020 veröffentlichte sie zusammen mit Lukas Ruegenberg das Buch „Du wirst gerettet werden – Die Cellistin von Auschwitz“, in dem die Geschichte der Holocaustüberlebenden Anita Lasker-Wallfisch erzählt und das Thema Nationalsozialismus kindgerecht erklärt. Musikalisch begleitet wird das Erzählcafé von der Cellistin Katja Zakotnik.
Anmeldung zum Erzählcafé beim Frauenbüro unter Tel.: (06731) 408-1251 oder per Mail an frauenbuero@alzey-worms.de. Veranstaltende sind der Förderverein Projekt Osthofen e.V. und die Gleichstellungstelle/Frauenbüro des Landkreises Alzey-Worms.