Foto: Mirco Metzler/Die Knipser

Die Koordinierungsstelle KARA am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR RLP) Rheinpfalz in Neustadt an der Weinstraße soll als „Link“ zwischen Forschung und landwirtschaftlicher Beratungspraxis den Wissenstransfer optimieren und als Dienstleister für alle DLR im Land fungieren. Mit diesen Worten umschrieb Andy Becht, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsministerium, die Aufgabe der neuen Einheit. KARA steht für Klimawandelanpassung und Klimaschutz in der rheinland-pfälzischen Agrarwirtschaft.

Folgen des Klimawandels, wie vermehrt auftretende Starkregenereignisse, überdurchschnittlich heiße Tage, Monate und Jahre, nehmen statistisch zu. „Die Landwirtschaft ist paradoxerweise der Sektor, der am stärksten vom Klimawandel betroffen ist und gleichzeitig –  abgesehen von der Abfallwirtschaft – am wenigsten zu den Emissionen beiträgt“, stellte der Staatssekretär mit Verweis auf die jüngsten Sektorbilanzen fest. Laut Umweltbundesamt trug die Landwirtschaft bundesweit im vergangenen Jahr mit rund 8,3 Prozent zum gesamten deutschen Treibhausgasausstoß bei. Im Land liegt der Anteil laut jüngstem Klimaschutzbericht des Umweltministeriums bei 5 Prozent.

„Deshalb liegt das Hauptaugenmerk in Mainz und an den DLR auf der Unterstützung der Landwirtschaft bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels“, sagte Becht. Diese Aufgabe gehöre zur DNA der DLR und sei fester Bestandteil der Unterrichtspläne sowie des Beratungs- und Versuchswesens. Da die Herausforderungen aber zunähmen und Wissenschaft und Forschung ständig neues Wissen produzierten, sei die Einrichtung von KARA folgerichtig, um dieses Wissen über die DLR in die Landwirtschaft zu transportieren.

Neben der Unterstützung der Praxis bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels gehöre der Klimaschutz ebenfalls zum Portfolio des Ministeriums und der DLR und sei bereits in der Praxis angekommen. „Viele Landwirte haben begriffen, das eine bedarfsgerechte Düngung, der richtige Umgang mit Gülle in der Lagerung und bei der Ausbringung oder Energiesparmaßnahmen im Betrieb wertvolle Beiträge zur Senkung der Treibhausgase Lachgas, Methan und Kohlendioxid leisten“, betonte Becht. Ferner seien Landwirtschaft und die ländlichen Räume als CO2-Senken von herausragender Bedeutung. „Auch hier wird KARA den Wissenstransfer unterstützen“, so der Staatssekretär. KARA soll aber nicht nur den Forschungsbetrieb sichten und Ergebnisse transportieren, sondern umgekehrt auch Bedarfe aus der Beratungspraxis aufnehmen und in die Wissenschaft tragen.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die Herausforderungen durch den Klimawandel mit Hilfe innovativer Lösungen und Forschung angehen werden, aber nicht durch Verzicht und Degrowth“, betonte Staatssekretär Becht. Ganz entscheidend werde es sein, durch Innovation und neue Technologien wirkungsvolle Lösungen zu finden, sei es bei der Anpassung an den Klimawandel oder beim Klimaschutz.

Der Direktor des DLR Rheinpfalz, Günter Hoos, dem KARA als Stabsstelle direkt zugeordnet ist, hob hervor, dass sich Neustadt im Herzen der von Sonderkulturen geprägten Pfalz, mit seiner räumlichen Nähe zum Weincampus und zur AgroScience GmbH sowie seiner langen Tradition im Bereich Forschung als Standort für eine solche Koordinierungsstelle besonders gut eigne. KARA werde aber in alle rheinland-pfälzischen Landesteile und in alle Produktionsrichtungen der Agrarwirtschaft ausstrahlen, betonte Hoos.

Das werde zum einen durch den intensiven Austausch mit Institutionen auf Landes- und Bundesebene gewährleistet, dazu gehörten die anderen DLR, das Kompetenzzentrum für Klimawandel in Trippstadt oder das Thünen-Institut und andere deutschlandweit agierende Stellen. „Zum anderen trägt die Fokussierung auf übergreifende Themen wie Wasser, Boden, Züchtung und Energie dazu bei, dass KARA-Dienstleistungen landesweit nachgefragt werden“, zeigte sich Hoos überzeugt.

Der neue Leiter der Koordinierungsstelle, Thorsten Pollatz, stellte bestehende Arbeiten zu den genannten Themengebieten vor. Das Spektrum reicht vom bedarfsgerechten Wassermanagement über Torfersatzstrategien zum Schutz der Moore als wichtige CO2-Senken bis hin zu trockenresistenten Kulturen wie Kichererbse oder Potenzialen der Agri-Photovoltaik. „Wir werden diejenigen Ansätze und Ergebnisse aus dem Forschungsbetrieb herausfiltern, welche schnellst möglich ihren Weg über die DLR in die Praxis finden sollten“, betonte Pollatz.