Archivfoto: Mirco Metzler/Die Knipser

Rheinhessischer Bundestagsabgeordneter warnt vor „ideologischem Sonderkurs“ // Klimagerechte kurz- und mittelfristige Alternativen für grundlastfähige Energiegewinnung fehlen // „Abschalten der deutschen Meiler mitten in der Energiekrise ist ein Fehler.“

BERLIN/RHEINHESSEN. Nach vielen Diskussionen wurden am vergangenen Wochenende die letzten Kernkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. Für den rheinhessischen Wirtschaftspolitiker Jan Metzler ein Fehler: „Ein befristeter Weiterbetrieb bis zum Ende der Energiekrise wäre richtig gewesen.“ Für ihn ist die Entscheidung vor allem ideologisch geprägt und zeugt von mangelnden politischen Pragmatismus.

Denn mit der Abschaltung der letzten drei deutschen Kernkraftwerke wird das Angebot an vorhandener Energie weiter verknappt. Dabei gehören die Strompreise bei uns schon jetzt zu den höchsten aller Industrieländer. Verbraucher und Industrie ächzen unter hohen Energiekosten. Auch für den Klimaschutz ist die Entscheidung ein Bärendienst: Statt CO2-freier Kernkraft bei der Stromgewinnung, setzt Deutschland nun wieder verstärkt auf Stein- und besonders klimaschädliche Braunkohle.

Hinzu kommt: Dass Deutschland aus der Produktion von Kernenergie aussteigt, heißt nicht, dass diese nicht mehr benötigt wird: Um das Defizit zeitweise auszugleichen, muss auch weiterhin Atomstrom über französische oder tschechische Importe bezogen werden. Für Metzler ein ideologischer Spagat: „In Zukunft beziehen wir unsere Kernkraft nicht mehr von der Isar, sondern von europäischen Partnern. Dieser Ausstieg ist weder das Ende des Atomstroms in Deutschland noch sonderlich klimafreundlich.“

In Summe macht für Jan Metzler der Kurs der Bundesregierung in der derzeitigen Lage keinen Sinn: „Ein befristeter Weiterbetrieb der Kernkraftwerke bis zum Ende der Energiekrise wäre die richtige Antwort. Die Regierung gefährdet Arbeitsplätze, Versorgungssicherheit und den Klimaschutz.“

„Deutschland steht allein auf weiter Flur“

Gerade seit dem Angriffskrieg Russlands und der damit notwendig gewordenen energiepolitischen Neuausrichtung Europas hat sich die Lage geändert: „Unsere Nachbarländer haben ihre Position zur Kernenergie pragmatisch überdacht, die Schweiz etwa lässt ihre Meiler trotz beschlossenen Ausstieg bis auf weiteres am Netz. Andere investieren Milliarden in neue Kernkraftwerke, um ambitionierte Klimaziele und Wirtschaftswachstum unter einen Hut zu bringen.“

Auch das Argument ein Weiterbetrieb würde horrende Kosten verursachen, will der Abgeordnete nicht gelten lassen. „Laut TÜV sind die verbliebenen Kraftwerke in exzellentem Zustand und könnten ohne Probleme weiter betrieben werden. Statt die Bürger über Gebühr zu belasten, wäre es besser diesen ideologischen Sonderkurs zu beenden und die Meiler bis auf weiteres laufen zu lassen.“