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Einsatz von freiheitsentziehenden Maßnahmen Thema bei Regionaler Pflegekonferenz
Rechtliche Voraussetzungen freiheitsentziehender Maßnahmen (FEM) in der Pflege, pädagogische Ansätze zur Reduzierung dieser Maßnahmen, Neues aus den Pflegestützpunkten, Neues vom Netzwerk Demenz und neue Angebote der Pflege im Landkreis waren Themen der 19. Sitzung der Regionalen Pflegekonferenz für den Landkreis Alzey-Worms. „Um aktuelle und zukünftige Herausforderungen für die Pflege in verschiedenen Bereichen angehen zu können, ist es notwendig sich gut zu vernetzen, im Gespräch miteinander zu bleiben und den offenen Dialog zu pflegen“, äußerte Landrat Heiko Sippel und hob damit die Bedeutung der Regionalen Pflegekonferenz hervor.
Richterin Caroline Folkerts vom Amtsgericht Alzey befasste sich in ihrem Beitrag mit den rechtlichen Grundlagen der FEM in der Pflege. Bei der Genehmigung von FEM sei die Eigengefährdung maßgeblich: Die Maßnahme muss dazu dienen, den Betroffenen zu schützen. Dabei müsse vorrangig der freie Wille von Betroffenen beachtet werden. Folkerts erläuterte die rechtlichen Voraussetzungen für solche Genehmigungen auch ohne Einwilligung der Betroffenen und betonte, dass niemand in einer geschlossenen Abteilung bleiben dürfe, der dort nicht hingehöre.
Einblicke in die pädagogischen Ansätze, um FEM zu reduzieren, gab André Hennig von der Rheinhessenfachklinik Alzey. Dabei veranschaulichte er beispielsweise Motive, aus denen Pflegebedürftige fixiert werden. Häufig sei der Einsatz von FEM durch mangelnde Kenntnis von Alternativen sowie den Folgen solcher Maßnahmen bedingt. Zu den Möglichkeiten, FEM zu reduzieren, gehöre beispielsweise die richtige Medikation im Alter sowie das Verwenden von Hilfsmitteln zum Schutz der Betroffenen.
Hennig ging zudem auf herausforderndes Verhalten von Menschen mit Demenz ein, wie Rufen, Schreien, ruheloses Umherlaufen, Aggressivität oder Apathie. Er machte deutlich, dass die Toleranz des Umfelds darüber entscheide, ob Verhalten als herausfordernd wahrgenommen werde und dass einem solchen Verhalten unbefriedigte Bedürfnisse zugrunde liegen. In diesem Zusammenhang versucht das NeeDz-Projekt der Rheinhessen-Fachklinik zu verstehen, wieso sich Menschen in einer bestimmten Weise verhalten.
Angebote zur Gesundheitsförderung und Unterstützung für Senioren, die noch nicht pflegebedürftig sind, bieten die Gemeindeschwestern plus in den Verbandsgemeinden und Städten im Landkreis. Seit 2023 setzen sich die Gemeindeschwestern plus im Landkreis nunmehr aus drei Fachkräften zusammen. Sie beraten und unterstützten hochbetagte Personen, die selbstständig ohne Pflegegrad zu Hause leben. „Die Besonderheit des Angebots liegt darin, dass die Gemeindeschwestern plus Zeit für die Menschen haben“, erklärten Carmen Mitsch und Heike Lörcher-Denne.
Über die Schwerpunktthemen und Erfahrungen bei der Beratung durch die Pflegestützpunkte (PSP) im Landkreis berichteten Elke Römer und Jessica Hub. Pflegestützpunkte sind wohnortnahe Anlaufstellen, die pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen beraten, unterstützen und bei der Organisation der Pflege und des Alltags behilflich sind. Die Mitarbeitenden unterstützen unter anderem beim Ausfüllen von Anträgen, bei der Vermittlung von Pflegediensten und Tagespflege sowie von Haushaltshilfen und Einkaufsservice. Hub beobachtete eine erhöhte Nachfrage an Beratungen.
Susanne Schwarz-Fenske und Tina Wittlinger koordinieren aktuell das Netzwerk Demenz im Landkreis. Ziel des Netzwerkes ist die Aufklärung und Sensibilisierung für das Krankheitsbild Demenz. Etwaige Versorgungslücken für die Betreuung Demenzkranker sollen erkannt und durch neue Angebote ergänzt werden. Mitglieder des Netzwerkes sind unter anderem Anbieter der ambulanten, stationären und teilstationären Pflege, Krankenhäuser, Wohlfahrtsverbände, Pflegestützpunkte, Beratungs-u. Koordinierungsstellen, Jobcenter, Kirchen, Haus- u. Fachärzte und die Psychiatriekoordination des Landkreises Alzey-Worms. Das Netzwerk ist Mitglied der landesweiten Demenzkampagne der Landeszentrale für Gesundheitsförderung (www.lzg-rlp.de).
Als neues Angebot in den kommenden Jahren stellte Schwarz-Fenske vom Generationenbüro der VG Wörrstadt die ambulante Pflegeeinrichtung in Armsheim vor. Dort werden zwölf Appartements für betreutes Wohnen bereitgestellt, die selbstbestimmtes Leben ermöglichen sollen. In Wallertheim werden im August zudem barrierefreie Wohnungen eröffnet.
Sozialamtsleiterin Andrea Maurer stellte erfreut fest, dass dadurch genau die Angebote geschaffen würden, für die sich nach der Pflegestrukturplanung des Landkreises Bedarf ergeben habe.