Fotos: THW Worms

Nach seinem ersten Auslandseinsatz konnten wir unseren Helfer Sascha Hugel am Frankfurter Flughafen wieder in Empfang nehmen. Er war im Rahmen des Zusammenschlusses von sieben europäischen Zivilschutzorganisationen (IHP International-Humanitarian-Partnership), dem auch das THW seit 2010 angehört, nahe der Syriengrenze in der Provinz Hatay im THW-Einsatz. In dieser Provinz sind rund 1,8 Millionen Menschen direkt oder indirekt von dem schweren Erdbeben betroffen. Alleine sind in diesem Raum ca. 50% aller Todesopfer der Türkei zu beklagen. Das beobachtete Schadensausmaß auf der dreistündigen Fahrt von Gaziantep (UN-Stützpunkt) nach Hatay sei unvorstellbar und fände keinen Vergleich. Fast alle Gebäude seien schwer beschädigt oder total eingestürzt. Von einer funktionierenden Infrastruktur wäre nichts mehr vorhanden. Die betroffenen Bewohner wohnten teilweise in Zelten vor ihren beschädigten Häusern oder in offiziellen und informellen Zeltstädten.

Alleine dieser allererste Eindruck schon bei der Anfahrt ins Einsatzgebiet hatte ihn tief bewegt. Live und hautnah dieses menschliche Leid und die enorme Zerstörung jetzt, bereits nach acht Wochen nach dem Erdbeben zu sehen und zu fühlen, hätten ihn überzeugt, dass es richtig war, diesen Einsatz zu leisten!

Seine Aufgabe vor Ort war in der Hauptsache, die Sicherstellung der Kommunikationsmöglichkeiten über Internet durch Satellitensysteme auch für den dort untergebrachten OSOCC-Stützpunkt der UN. (OSOCC, in Deutsch Vor-Ort-Einsatz-Koordinierungszentrum) ist eine Koordinierungsstelle, die nach einer Katastrophe oder bei einer humanitären Krise durch OCHA der Vereinten Nationen eingerichtet wird. Aufgabe dieser Führungsstelle ist es, die Arbeit der vor Ort tätigen Organisationen und Hilfskräfte zu koordinieren. Dazu gehören unter anderem das Kinderhilfswerk UNICEF, das Umweltprogramm UNEP, das Welternährungsprogramm WFP, das Flüchtlingskommissariat UNHCR, das Entwicklungsprogramm UNDP, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, aber auch deutsche Organisationen wie das Technische Hilfswerk.)

Aber auch die Sicherstellung eines Notbetriebes nach einem Stromausfall oder die Sicherstellung der Wasserverteilung innerhalb des IHP-Camps und noch weitere Aufgaben hat er mit weiteren Hilfskräften geleistet. In der Zeit während des Einsatzes sei ein schwerer, zweitägiger Sturm über das Camp gezogen und hätte die Einsatzkräfte zusätzlich gefordert. So unterstützten er und sein norwegischer Kollege spontan den Wiederaufbau eines schwerbeschädigten Sanitätszelts im angrenzenden Camp, damit die Versorgung der Bevölkerung weitergehen konnte.

Dieser rund 15-tägige Einsatz hätte ihm gezeigt, dass die Vorleistungen wie Schulungen und Übungen ein wichtiger Grundstein seien, wenn man sich als Einsatzhelfer ins Ausland begibt. Auch die Erfahrung, dass jeder Katastropheneinsatz völlig unterschiedliche Herausforderungen an den Helfer stellt, hätte ihm gezeigt und bestätigt, wie wichtig die Ausbildung in den Ortsverbänden und den Katastrophenschutzschulen sei. Er sei durch die Erfahrungen bei der großen Flut im Ahrtal und jetzt beim Erdbebeneinsatz in der Türkei überzeugt: Qualifizierte Hilfe kann man nur leisten, wenn man seine Hausaufgaben in Form von Ausbildung, Übungen und gesundheitlicher Vorbereitung gemacht hat. Nur so könne man Einsätze wie diese professionell bewältigen.

Als Erkenntnis aus diesem Einsatz will er sich weiterhin um die Helferausbildung im Ortsverband kümmern. Bereits seit mehreren Jahren nimmt er die jungen Helfer mit an die Hand und führt sie zu den im THW genannten „Einsatzbefähigten Helfern“ und ihm obliegt auch die weitere Qualifizierung in der Fachausbildung.

Herr Hugel bedankt sich ganz ausdrücklich bei seiner Ehefrau und den beiden Kindern, dass sie diesem Einsatz zugestimmt hätten, und er so diesen Hilfseinsatz und für ihn wichtige Erfahrung machen konnte. Seiner Tochter Linda verspricht er, dass der 10. Geburtstag nachgefeiert wird, da sie während seines Einsatzes den Geburtstag ohne ihren Vater feiern musste.

Er und das THW-Worms bedanken sich auch in aller Form bei seinem Arbeitgeber, der ebenfalls seine uneingeschränkte Zustimmung zu dem Einsatz gegeben hat und seinen IT-Projektleiter Sascha Hugel für diesen Einsatz freigestellt hat.