Am Sonntag wurden in Lampertheim in der Alten Viernheimer Straße Stolpersteine in Erinnerung an sechs Menschen verlegt, die hier eins heimisch waren. Foto: Mirco Metzler/Die Knipser

Stolpersteine in Erinnerung an sechs ehemalige Lampertheimer in der Alten Viernheimer Straße verlegt

LAMPERTHEIM – Jeder Stolperstein, den Gunter Demnig in Europa, Deutschland und Lampertheim verlegt, ist ein sichtbares Zeichen wider das Vergessen und erzählt von einem Leben, das meistens mit Verfolgung, Deportation und Ermordung in einem Konzentrationslager endete. Ein Schicksal, das in Nazi-Deutschland und Europa unter Hitler sechs Millionen Juden traf, eine unfassbare Zahl. 

In Lampertheim fand am Sonntag in der Alten Viernheimer Straße 19 die zehnte Verlegung von Stolpersteinen statt, die an das Schicksal von sechs weiteren Menschen erinnern, die ihre Heimat in Lampertheim hatten und Teil der Gesellschaft waren, aus der sie auf schreckliche Art herausgerissen wurden oder aus der sie fliehen mussten.

Zur Verlegung der Stolpersteine durch Gunter Demnig waren am Sonntag unter anderem Bürgermeister Gottfried Störmer und der Erste Stadtrat Marius Schmidt gekommen, um an die Betroffenen zu erinnern und gleichzeitig zu mahnen, das sich ein solches Unrecht nie mehr wiederholen darf.

Wichtige Informationen zu den Betroffenen geben Karl Klemm und Volker Ochs in ihrem Buch „Der Erinnerung Namen geben”, aus dem anlässlich der Stolpersteinverlegung  die Lebensgeschichten in Auszügen präsentiert wurden – so wie die von Albert Hochstädter. Der am 5. Februar 1872 in seiner Heimatstadt geborene Lampertheimer verzog im August 1938 von Lampertheim, Viernheimer Straße 19, nach Mannheim und wurde am 22. Oktober 1940 von dort nach Gurs in Südfrankreich deportiert. Hier starb er am 1. Juli 1941.

Erinnert wird auch an Luise Kiefer, geb. Emrich, die am 3. Oktober 1877 in Hemsbach geboren wurde und die seit ihrer Heirat 1898 mit Emanuel Kiefer, geboren am 11. April 1874, in Lampertheim, in der Viernheimer Straße 19 in Lampertheim lebte. Ihr Ehemann ist 1926 in Lampertheim verstorben. Sie emigrierte 1938 nach Johannesburg, Südafrika, wo sie auch verstorben ist. Auch Emma Kiefer, geboren am 3. Oktober 1896 in Lampertheim, Tochter von Emanuel und Luise Kiefer, emigrierte – 1939 ging sie in die USA, wo sie 1984 in Chicago verstorben ist.

Ihre Schwester Henny Kiefer hat das Grauen des NS-Regimes trotz Deportation überlebt: Am 27. Mai 1911 wurde die Tochter von Emanuel und Luise Kiefer in Lampertheim geboren. 1938 zog sie nach Mannheim und heiratete dort ein Jahr später Heinrich Wenk. 1940 wurde sie hochschwanger nach Gurs deportiert, dort wurde ihr Kind geboren. Sie überlebte mit diesem und wohnte nach 1945 in Paris.1953 wanderte sie in die USA aus.

Die dritte Tochter von Emanuel und Luise Kiefer, Martha Arbinger, geb. Kiefer, überlebte ebenfalls eine Deportation. Sie wurde am 3. Juli 1901 in der Spargelstadt geboren und heiratete 1931 den katholischen Michael Arbinger und verzog im gleichen Jahr nach Mannheim. Nach ihrer Scheidung 1944 wurde sie nach Theresienstadt deportiert, überlebte und wanderte nach dem Krieg nach Johannesburg, Südafrika aus, dort ist sie verstorben.

Kurt Friedrich Kiefer, Bruder von Emma, Martha und Henny, wurde am 1. Februar 1916 ebenfalls in Lampertheim geboren. Er emigrierte bereits 1936 nach Johannesburg, Südafrika, – wohin ihm später seine Mutter Luise und seine Schwester Martha folgten –  wo er auch verstorben ist.

In einer Minute der Stille wurde zum Ende der Stolpersteinverlegung an die Opfer der NS-Zeit gedacht, bevor weiße Rosen niedergelegt wurden. Auf dem Gehweg glänzen nun weitere Stolpersteine mit Daten, die ein Leben markieren.

Text: TIP Südhessen