Fotos: Mirco Metzler/Die Knipser
Am vergangenen Wochenende (09.11.2024) fand in der Justizvollzugsanstalt Rohrbach eine großangelegte Brand- und Katastrophenschutzübung statt. Simuliert wurde eine Explosion im Bereich der Werkhallen auf dem Gelände der JVA, welcher in der Folge zu einem Massenanfall von Verletzten führte. Diese Übung wurde durch den Wehrleiter der Verbandsgemeinde Wöllstein, Benjamin Roos, über einen Zeitraum von knapp vier Wochen detailliert geplant und in enger Abstimmung mit der JVA und dem Landkreis Alzey-Worms durchgeführt.
An der Übung nahmen Feuerwehreinheiten aus allen Verbandsgemeinden des Landkreises Alzey-Worms, das Kreisverbindungskommando der Bundeswehr sowie die Einheiten des Katastrophenschutzes Landkreis Alzey-Worms teil. Schwerpunkt der Übung war die Zusammenarbeit zwischen der JVA und den Einsatzkräften des Brand- und Katastrophenschutzes vor Ort sowie die Kommunikation zwischen dem Krisenstab der JVA und dem operativ-taktischen Führungsstab des Landkreises, um die Abläufe im Ernstfall zu optimieren. Ein weiteres Ziel und Herausforderung war es, innerhalb kürzester Zeit eine geordnete Führungsstruktur sowie einen Kommunikationsplan aufzubauen, um die Koordination der Einsatzkräfte innerhalb und außerhalb des Objektes zu gewährleisten.
Die Einsatzkräfte vor Ort wurden mit folgendem Szenario konfrontiert:
In den frühen Morgenstunden gegen 06:30 Uhr wurde die Feuerwehr Wöllstein zu einer ausgelösten Brandmeldeanlage in die Justizvollzugsanstalt Rohrbach alarmiert. Vor Ort wurden sie von Mitarbeitern der JVA darüber informiert, dass es im Bereich der Werkhallen zu einer Explosion mit insgesamt 17 betroffenen Personen gekommen sei. Der Einsatzleiter ließ daraufhin sofort eine Alarmstufenerhöhung veranlassen. Dies hatte zur Folge, dass neben den Einheiten aus Wöllstein zunächst weitere Einheiten aus der Verbandsgemeinde, den benachbarten Verbandsgemeinden Wörrstadt und Alzey-Land sowie der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Landkreises Alzey-Worms zur fachlichen Beratung alarmiert wurden.
Der Brandherd konnte schnell im Bereich der Werkstätten auf dem Gelände der JVA lokalisiert werden. Mehrere zum Teil schwer verletzte Personen wurden sofort durch die Feuerwehr medizinisch erstversorgt und bis zum Eintreffen des medizinischen Katastrophenschutzes in der anstaltseigenen Sporthalle betreut. Bei den Verletzten handelt es sich um Bedienstete der JVA sowie um Gefangene, die zum Zeitpunkt des Brandausbruchs ihrer Arbeit in den Wirtschaftsbetrieben nachgingen. Aufgrund der hohen Anzahl von insgesamt 17 Verletzten wurde vor Ort eine Abschnittsleitung Gesundheit, bestehend aus einem Leitenden Notarzt und einem Organisatorischen Leiter, eingerichtet, um die Verletztenversorgung, die fachgerechte Betreuung und den Transport der Verletzten zu koordinieren. Unterstützt wurde die Abschnittsleitung Gesundheit durch das Modul Führung und die Schnelleinsatzgruppen Betreuung, Transport und Verpflegung.
Trotz der schnell eingeleiteten massiven Brandbekämpfung mit mehreren Strahlrohren und Trupps unter Atemschutz im Innen- und Außenangriff sowie über den Werfer einer Drehleiter breitete sich das Feuer schnell aus, so dass der Brand im weiteren Verlauf durch Funkenflug auf die benachbarte Lagerhalle eines Lebensmittellogistikers übergriff. Da die bereits alarmierten Einheiten vor Ort für diese Eskalation der Lage nicht ausreichten, wurde von der Alarmstufe 3 nochmals auf die Alarmstufe 4 erhöht. Damit ging die Einsatzleitung auf den Landkreis über. Der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Michael Matthes übernahm die Einsatzleitung. Unterstützt wurde er im Hintergrund durch den operativ-taktischen Führungsstab des Landkreises, der zentral in der Feuerwache Alzey untergebracht war.
Weitere Brandschutzeinheiten aus dem Landkreis Alzey-Worms wurden alarmiert. Diese wurden zunächst zentral in einem Bereitstellungsraum gesammelt, um von dort aus gezielt zur Einsatzstelle geführt zu werden.
Gegen 13:30 Uhr wurde die Übung dann durch den Einsatzleiter und die Übungsleitung beendet.
Da eine solche Übung in den meisten Fällen nicht nur eine Materialschlacht bedeutet, sondern auch an den Kräften zehrt, wurden die Übungsteilnehmer im Anschluss zur Freude aller von der eigenen Schnelleinsatzgruppe Versorgung, wie gewohnt, bestens verpflegt.
Das Fazit der Übung fiel insgesamt positiv aus. „Keine Übung läuft ohne Probleme ab und das ist auch gut so“, erklärte Wehrleiter Benjamin Roos. „Insgesamt sind wir mit dem Ergebnis zufrieden. Wir haben aus der Übung wichtige Erkenntnisse gewonnen, z. B. dass die Kommunikationsabläufe zwischen den verschiedenen Stellen von der Erkundung über die Informationsweitergabe einer notwendigen Alarmierung bis zum Eintreffen der alarmierten Rettungskräfte optimierbar sind und eventuelle Verzögerungen keineswegs auf die Leistungsfähigkeit und Schnelligkeit der Hilfsorganisationen des Brand- und Katastrophenschutzes zurückzuführen sind. Diese und weitere wichtige Erkenntnisse gilt es nun zu analysieren und in die zukünftigen Planungen einfließen zu lassen.“
Die Übung hat nicht nur die Einsatzbereitschaft der beteiligten Einheiten gestärkt, sondern auch das Bewusstsein für die Herausforderungen eines realen Einsatzes geschärft. Die Verantwortlichen der JVA-Leitung, VG-Bürgermeister Gerd Rocker und insbesondere Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Michael Matthes sind sich einig, dass solche Übungen unerlässlich sind, um im Ernstfall optimal vorbereitet zu sein.