Alois Lieth, Gerd Schreiner und Stephanie Lohr (stehend, v.li.) wollen sicher gehen: Die vorhandenen Schutzpläne sollen überprüft werden. Foto: Jens Kowalski 

Was Worms aus der Ahrtal-Flutkatastrophe lernen kann / Kommissionsmitglieder informieren

WORMS / MAINZ Mitglieder der Landtags-Enquetekommission zur Flutkatastrophe im Ahrtal haben auf Einladung der CDU Worms Ergebnisse präsentiert und dabei auch eine Risikoeinschätzung für Worms gegeben. Fazit: In Worms ist viel getan worden für den Hochwasserschutz. Dennoch hatten die Experten eine Warnung im Gepäck: Der Klimawandel verschärfe die Lage, die Intensität von Starkregen-Ereignissen nehme zu. Daher sollten in Worms die Pläne zum Hochwasserschutz erneut auf den Prüfstand, der Katastrophenfall öfter geübt und die Bevölkerung informiert werden, empfahlen die Experten.

Lob für Hochwasserschutz in Worms

Bürgermeisterin Stephanie Lohr nahm die Botschaft sehr ernst und versprach: „Wir werden unsere Hausaufgaben machen!“ Über das grundsätzliche Lob für den Hochwasserschutz freute sie sich und bezog darin auch ihren Vorgänger im Amt ein, Hans-Joachim Kosubek, der in seiner Amtszeit das Projekt „Regensicheres Worms“ initiiert hatte. Kommissionsmitglied Gerd Schreiner sagte mit Blick auf Bürgermeisterin Lohr und OB Adolf Kessel, diese nähmen den Katastrophenschutz wichtig. Worms könne froh sein, eine Feuerwehrfrau und einen Polizisten als Stadtoberhaupt zu haben. Lohr ist ausgebildete freiwillige Feuerwehrfrau, OB Kessel war viele Jahre lang als Kriminalbeamter tätig.  Schreiners Botschaft: „Üben, üben, üben und die Bevölkerung informieren, damit im Falle eines Starkregens richtig reagiert wird.“

Lohr: Schutzpläne auf den Prüfstand

Kommissionsmitglied Alois Lieth, Chef der weltweit tätigen Wormser Beratungsfirma Hydroplan, nannte als einen der Gründe für das verheerende Hochwasser an der Ahr falsche Annahmen über den Hochwasserabfluss. Auch wenn die Situation in Worms nicht mit dem Ahrtal vergleichbar sei, empfahl er auch in Worms eine Kontrolle der Pläne, besonders für die Pfrimm. „Die Pfrimm ist ein Gewässer, vor dem man nur warnen kann.” Die Stadt will nun die vorhandenen Pläne überprüfen. „Die Katastrophe im Ahrtal ist eine zeitliche Zäsur im Hochwasserschutz. Starkregenereignisse werden immer häufiger und die Wassermengen mehr“, Lohr sah bei der Prävention aber auch die Bauherren und Eigentümer in der Pflicht. Es gelte, in der Bevölkerung eine Sensibilität für Hochwasser-Gefahren zu schaffen.

Lieth lobte, was die Stadt in Summe bereits unternommen habe. Allein für den Hochwasserschutz an der Pfrimm hat Worms demnach 2,1 Millionen Euro im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens zum Schutz der Wohnbebauung investiert 2008 und die Deiche ertüchtigt. Ein landesweites Problem sah Lieth in der Dauer solcher Verfahren. Bei der Pfrimm waren es für Planfeststellungsverfahren und Umsetzung zehn Jahre. „Lächerlich“, sagte er, „in Mosambik ginge das schneller.“

Solidarität aus Worms

Dass an der Ahr zerstörte Gebäude im Gefahrenbereich des Überschwemmungsgebietes wieder gebaut werden dürfen, verurteilte Lieth scharf und warnte: „Ich spreche hier von Hochwasserdemenz.“

Bei der Flutkatastrophe 2021 waren 170 Menschen ums Leben gekommen, 17000 verloren Hab und Gut und über 9000 Gebäude wurden zerstört. „Ohne solidarische Hilfe wäre das Leid noch viel größer gewesen“, sagte Lieth und rief auch die Unterstützung der Rettungs- und Hilfsorganisationen aus Worms in Erinnerung, die zwei Monate vor Ort mitgeholfen hatten.