Mit Trillerpfeifen, Musik und klaren Botschaften stellten sich zahlreiche Wormserinnen und Wormser am 1. Mai einem rechtsextremen Aufzug entgegen – laut, kreativ und friedlich. Die Polizei begleitete das Geschehen mit einem starken Aufgebot. Fotos: Mirco Metzler/Die Knipser

Mit lautem Protest und deutlicher Haltung haben sich am Maifeiertag rund 150 Gegendemonstrantinnen und -demonstranten einem Aufzug von etwa 20 Rechtsextremen in der Wormser Innenstadt entgegengestellt. Trotz des ernsten Hintergrunds blieb es aus Sicht der Polizei weitgehend ruhig – mit einer bemerkenswerten Ausnahme am Rande der Veranstaltung.
 
Organisiert von der rechtsextremen „Kameradschaft Rheinhessen“ und der NPD Baden-Württemberg zog der Aufzug vom Hauptbahnhof über die Siegfriedstraße bis zum 118er Ehrenmal. Begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot und abgeschirmt durch Sperrungen, war der Marsch weitgehend von der Öffentlichkeit isoliert. Der Versuch der Rechtsextremen, ihre Parolen hörbar zu machen, scheiterte jedoch an der Entschlossenheit der Gegendemonstranten: Mit Musik, Trillerpfeifen und lautstarken Rufen wie „Nazis raus aus unserer Stadt“ und „Keine Schorle für Nazis“ machten sie deutlich, dass Rechtsextremismus in Worms keinen Platz hat.
 
Zahlreiche zivilgesellschaftliche Gruppen hatten zu den Gegenprotesten aufgerufen – darunter das „Bündnis gegen Naziaufmärsche“, die „Nibelungen-Antifa“, der DGB, der Runde Tisch der Luthergemeinde, die Kirchen sowie Vertreter aus der Politik. Auch Oberbürgermeister Adolf Kessel (CDU) war vor Ort, informierte sich über den Verlauf der Veranstaltung und zeigte Präsenz.

Zwischenfall mit NPD-Teilnehmerin – Polizei schreitet ein

Für einen kurzen Moment wurde die friedliche Atmosphäre jedoch gestört: Als sich der rechte Aufzug am Vormittag auf den Rückweg zum Wormser Hauptbahnhof machte, spuckte eine weibliche Teilnehmerin aus dem NPD-Umfeld einen Gegendemonstranten an. Die Polizei reagierte prompt und führte eine Personenkontrolle durch.
 
Währenddessen wurde Pressevertretern kurzfristig der Zugang zur Kontrollsituation verwehrt, offenbar auf Druck oder Einflussnahme durch die NPD Mitglieder. Nach Abschluss der Personalienaufnahme durfte die betreffende Person den Ort wieder verlassen. Die Polizei bestätigte, dass es sich um eine gezielte Maßnahme im Zusammenhang mit dem Vorfall handelte.
 
Die Ordnungsbehörde und die Polizei bewerteten die Gesamtlage dennoch als ruhig. Insgesamt sei eine „niedrige dreistellige Zahl“ an Einsatzkräften vor Ort gewesen – genaue Angaben wurden aus einsatztaktischen Gründen nicht gemacht.

Ein Zeichen gegen rechte Propaganda

Silvia Schall vom „Bündnis gegen Naziaufmärsche“ nutzte die Abschlusskundgebung, um erneut ein Verbot derartiger Aufzüge zu fordern – auch wenn aktuell die rechtlichen Möglichkeiten dafür fehlen. Meinungsfreiheit und Versammlungsrecht gelten auch für extreme politische Richtungen. Schall machte dennoch deutlich: „Es gilt, dem Missbrauch des 1. Mai als Tag der Solidarität durch rechte Gruppierungen entgegenzutreten.“ Unter großem Applaus erinnerte sie an die historischen Wurzeln des Maifeiertags im Arbeiterkampf des Jahres 1886 und warnte davor, die Geschichte durch rechtsextreme Narrative umzudeuten.
 
Auch kreative Protestformen waren zu sehen: Plakate mit Aufschriften wie „Katzis statt Nazis“, „Bildung rettet vor rechts“ oder „Keine Schorle für Nazis“ zeugten von Engagement und Humor – und machten deutlich, dass Worms Haltung zeigt. Der Spuk war um 12:16 Uhr vorbei. Die letzten Rechtsextremen verließen die Stadt in Richtung Weinheim – begleitet von Gegendemonstranten und der Polizei.
 
Text: VW/Redaktion Die Knipser