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Yvonne Catterfeld zählt seit über zwei Jahrzehnten zu den vielseitigsten und erfolgreichsten Künstlerinnen der deutschen Musik- und Fernsehlandschaft. Ihren Durchbruch feierte sie 2003 mit dem Hit „Für dich“, seitdem begeistert sie ihr Publikum nicht nur als Sängerin, sondern auch als Schauspielerin und Produzentin. Anlässlich ihres aktuellen Albums “Move“ trifft sie Moderatorin und Radiojournalistin Miriam Audrey Hannah im Rahmen derInitiative für die deutsche Musikszene „Music Made in Germany“ zu einem persönlichen Gespräch. Themen sind unter anderem ihre musikalische Weiterentwicklung, ihr neues Selbstbewusstsein, die Balance zwischen Karriere und Muttersein, sowie ihre ganz persönliche Einschätzung zum ESC. Yvonne Catterfeld war 2025 Teil der Jury des deutschen ESC-Vorentscheids „Chefsache ESC 2025 – Wer singt für Deutschland?“, der von Stefan Raab initiiert wurde.
Die vollständige Sendung wird am 11. Mai 2025 ab 16:00 Uhr auf RPR1. ausgestrahlt. Das ganze Gespräch gibt es zum nachhören im Interview-Podcast unter: www.musicmadeingermany.de
Hier exklusive Ausschnitte aus dem Interview vorab:
- „Auf diese Ideen zu hören – diese Impulse – das ist entscheidend, wenn man Lust auf etwas hat. Und dann kommt oft, gerade bei uns Deutschen, ein Widerstand: ‚Darf ich das? Vielleicht geht das nicht gut.“
- „‚Ja, jetzt erst recht‘ habe ich tatsächlich gesagt.
- Und dieses ‚Jetzt erst recht‘ hat mich, nochmal motiviert, angestachelt, angetrieben. Wenn du etwas machst, bei dem es vielleicht schon Zweifel gibt, muss es richtig sitzen. Da war ich sehr ehrgeizig.
- Als Kind war ich risikofreudig – und es ist schön, da wieder hinzukommen. Sich neu zu challengen. Zu sagen: ‚Ich mache das jetzt. Wird schon schiefgehen. Mein Sohn hilft mir dabei, das zu überwinden.
- Es gibt Entscheidungen, die man treffen muss – oder sie sind irgendwann zu spät.
- es war angenehm mit ihm zu arbeiten. Ich fand das sehr angenehm und ich fand nicht, dass er dominant rüberkam. Er hat wirklich auf unsere Meinung gezählt
- Ich finde den Gesang das Essenzielle eigentlich beim ESC. Deswegen kann man nur hoffen, dass die beiden (Abor und Tynna) sich die Kritiken zu Herzen genommen haben und da jetzt einfach dran gearbeitet wird.
- „Ich würde es nicht machen. Mir wäre das zu riskant“…“Wenn du für die Nation dastehst. Das ist genauso wie ein Fußballspieler, der ein Eigentor trifft. Ey, das würde ich für diesen Job nie machen, da bist du der Buhmann in der Nation.“
- Es ist leicht und schnell gemacht, Leute derart zu kritisieren. Mehr Freundlichkeit, mehr Liebe, mehr Milde.
MOVE – Motivation aus der eigenen Mitte
Miriam Audrey Hannah: Du magst es zu überraschen und das ist dir gelungen konntest du dich selbst motivieren zu dem neuen Schritt?
Yvonne Catterfeld: „Ich brauchte auch ein bisschen Motivation, um das Album zu schreiben – gerade in dieser Phase. Deswegen kam ich ins Studio und dachte: Okay, was schreibe ich jetzt eigentlich? Und dann war der erste Gedanke: In welcher Situation bin ich gerade? Wie fühle ich mich?
Dann kam die Idee zu MOVE: Mich selbst zu motivieren, mich aktiv zu machen – und nicht Dinge zu lange auf die lange Bank zu schieben, sondern einfach anzufangen.
Ich habe meine Intuition in dem Moment ernster genommen und einfach aufgeschrieben, was gerade die Situation war. Irgendwann denkt man natürlich: Okay, vielleicht motiviert es ja auch andere – im besten Fall. Und so war es dann auch.
Der Rest des Albums ist dann wie im Flow entstanden. Sehr fließend, sehr einfach, mit viel Spaß, viel Leichtigkeit. Wir hatten super viel Spaß im Studio. Es war ein gemeinsames Projekt. Ich stand nicht im Vordergrund mit dem Anspruch, vorbereitet zu sein – wir haben die Energie und die Ideen zusammengetragen, daraus ist die Musik entstanden.
Den Sound haben auch die Produzenten geprägt. Aber ich hatte wirklich Lust auf etwas Neues – wie du gerade sagst: Ich mag es, zu überraschen. Ich mag es, Dinge auszuprobieren. Einfach sagen: ‚Wir machen das jetzt. Wir probieren das.‘
Und es ist natürlich gewagt, wenn ich sage: ‚Lass uns ein Video machen, in dem ich tanze.‘ Weil ich ja vorher auch nicht weiß, wie es wird. Ich sage: ‚Ich traue mir das zu. Ich weiß, ich kann das.‘
Inwieweit ich das dann wirklich kann oder gut mache, weiß ich vorher natürlich nicht. Aber ich glaube, auf diese Ideen zu hören – diese Impulse –das ist entscheidend, wenn man Lust auf etwas hat. Und dann kommt oft, gerade bei uns Deutschen, ein Widerstand: ‚Darf ich das? Vielleicht geht das nicht gut.‘
Diese Risikobereitschaft ist bei uns Deutschen eher gering, glaube ich – zumindest bei den meisten. Mich hat das inspiriert, einfach auf meine Ideen zu hören – und sie dann auch umzusetzen.“
Jetzt erst recht – Ehrgeiz, Mut, Leichtigkeit und Ängste ausschalten und Ski fahren
Miriam Audrey Hannah: „45 – und wow, was ein ein Body, was ein Look! Du bist in Bestform. Es sieht aus, als hättest du gesagt: Jetzt erst recht.“
Yvonne Catterfeld: „‚Ja, jetzt erst recht‘ habe ich tatsächlich gesagt.
Und dieses ‚Jetzt erst recht‘ hat mich, nochmal motiviert, angestachelt, angetrieben. Wenn du etwas machst, bei dem es vielleicht schon Zweifel gibt, muss es richtig sitzen. Da war ich sehr ehrgeizig.
Wenn ich kreativ bin, Musik mache oder im Tanzstudio bin – dann bin ich ehrgeizig. Aber das hat richtig Spaß gemacht. Dieses Risiko. Diese Ängste auszuschalten. Wir sind ja nach Bayern gezogen und haben einen Ski-Kurs gemacht, das gehört hier irgendwie dann doch dazu. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Skikurs mache, weil das für mich nie ein Sport war, der für mich sonderlich attraktiv war. Ich habe immer nur gedacht, okay, da hat man ständig Unfälle. Oder besser gesagt ich habe dann ständig Unfälle, weil ich eh unfallprädestiniert bin.
Aber dann merkst du in verschiedensten Situationen: Wenn du mit was anfängst – dann ist es wie beim Skifahren. Am Anfang lähmt die Angst. Ich dachte: Das wird nichts. Ich werde nie den Berg runterfahren. Dann meinte die Trainerin: ‚Wir gehen jetzt mal ein Stückchen höher.‘ Ich: ‚Jetzt schon?‘ Und am Ende der zwei Tage war ich oben auf dem Berg. Wahnsinn. Als Kind war ich risikofreudig – und es ist schön, da wieder hinzukommen, sich neu zu challengen. Zu sagen: ‚Ich mache das jetzt. Wird schon schiefgehen.‘ Mein Sohn hilft mir dabei, das zu überwinden. Wenn er fährt, muss ich mit – auch, um zu kontrollieren, dass er nicht zu schnell fährt. Aber auch, um das gemeinsam zu erleben. Als Familie entstehen da viele neue Möglichkeiten. Und ich bin total froh, das gemacht zu haben. Es gibt Entscheidungen, die man treffen muss – oder sie sind irgendwann zu spät.
Ich weiß zum Beispiel: Hätte ich meinen Sohn nicht vor dem Gymnasium aus der Schule genommen, wäre ich nicht mehr umgezogen. Diese Chancen zu ergreifen, trotz Risiko und Angst – das ist schön. Ich merke gerade: Das beflügelt mich.“
Warum Yvonne Catterfeld selbst niemals für den ESC antreten würde und was sie zu Stefan Raab sagt:
Miriam Audrey Hannah: „Du warst in der Jury vom ESC Vorentscheid, der von Stefan Raab initiiert wurde- wie hast du ihn erlebt? Es gab Kritik wegen der Regularien und auch Kritik wegen der Gewinner Abor und Tynna.
Also als ich die Anfrage bekommen habe, war für mich auch klar, dass die letzte Show die Zuschauer entscheiden. Das finde ich super, weil das entlastet uns auch und nimmt uns auch ein bisschen Druck und es soll ja auch so sein, dass die Zuschauer am Ende entscheiden. Ich finde es auch gut, eine Vorauswahl zu treffen. Ich fand es auch nicht schlecht, nochmal eine weitere Vorauswahl zu treffen…Ich finde Abor und Tynna auch gut. Ich finde, dass sie, also vor allem die Tynna, ein ganz großes Star-Potenzial hat, vor allem, wenn man sie einmal Cover singen gehört hat. Ich weiss nicht, wie es dir ging, aber da hat sie mich ja komplett umgehauen. Zum einen in ihrer Präsenz, in ihrer natürlichen Schönheit, aber auch, wie sie auf der Bühne performt und auch gesungen hat.
Jetzt sorgt der Song „Baller“, mit den sie beim ESC für Deutschland antreten, für ganz unterschiedliche Meinungen. Also ich war sehr überrascht, aber dieser Song kommt wirklich extrem gut an. Also von allen Seiten habe ich das wirklich gehört. Ich fand auch, dass es ein Hit ist, aber ich habe das immer unabhängig vom ESC gesehen. Ich war mir nicht sicher, ob das jetzt dafür der richtige Song oder Hit ist.
Weißt du, wenn was schief gesungen wird, das hören ja auch nicht nur Profis- das haben ja viele mitbekommen. Und ich wurde in dem Moment nicht gefragt, sonst hätte ich genau das kritisiert und hätte auch genau das gesagt, dass sie daran arbeiten muss.
Und man muss aber auch dazu sagen, dass im Studio alles nochmal besser klingt und sauberer.
Es gibt immer jemanden, der nicht weiterkommt, den man vielleicht favorisiert hatte. So hat jeder, glaube ich, einen Favoriten gehabt, den wir gerne weitergesehen hätten auch schon vorher. Aber das muss ja dann entschieden werden und in dem Falle, da es auch Chefsache heißt, war ja auch klar, dass Stefan da das letzte Wort hat, was auch vollkommen okay ist.
Und man muss auch sagen, er hat sich wirklich Gedanken gemacht. Also er hat jetzt nicht gesagt: ‚Nee, ich entscheide es jetzt’, sondern das, was wir gesagt haben, hat er sich auch zu Herzen genommen.
Und es war auch manchmal sehr hektisch.Da hat man gemerkt, er hat sich damit sehr beschäftigt, es war angenehm mit ihm zu arbeiten. Ich fand das sehr angenehm und ich fand nicht, dass er dominant rüberkam. Er hat wirklich auf unsere Meinung gezählt. Er hat nicht einfach gesagt: ’ja egal, ich entscheide jetzt das so’, sondern man hat dann auch gemerkt, er war dann ein bisschen, also nicht down oder so, aber es hat ihn auch mitgenommen emotional.
Und ich glaube, diese Show ist auch eine große Verantwortung für ihn, dass es auch Chefsache heißt und er sich dem nochmal angenommen hat, das ist für ihn schon ein großes Ding hier.
Miriam Audrey Hannah: „Du hast früher deutsch gesungen, heute englisch, findest du man sollte in der Landesprache singen oder ist das überholt – und würdest Du selbst für den ESC antreten?“
Yvonne Catterfeld: „Also eine gewisse Identität jedes Landes finde ich schön, also wenn was rüberkommt aus dem Land. Am Ende, glaube ich, kommt es aber auf den Song und den Gesang drauf an. Es gibt auch Leute, die sagen, der Gesang ist nicht so wichtig, das sehe ich gar nicht so. Ich finde den Gesang das Essenzielle eigentlich beim ESC. Deswegen kann man nur hoffen, dass die beiden sich die Kritiken da zu Herzen genommen haben und da jetzt einfach dran gearbeitet wird.
Miriam Audrey Hannah: Da sage ich mal, schade, dass du uns nicht vertrittst. Das wäre dann gut. Bei dir sitzen alle Töne einfach immer.
Yvonne Catterfeld: „Nee, auch nicht. Also, ich kann das gut nachvollziehen. Weißt du, wenn du so im Druck bist, da sitzen nicht immer alle Töne. Gerade wenn du aufgeregt bist, das hat einen Einfluss. Dein Körper spielt verrückt. Bestimmte Organe funktionieren einfach nicht mehr durch bestimmte Dinge, die im Gehirn passieren. Das ist schon gar nicht so einfach, wie es aussieht. Und ich muss echt sagen, ich habe einen riesen Respekt vor all den ESC-Teilnehmern. Ich würde es nicht machen. Mir wäre das zu riskant. Das wäre mir wirklich zu riskant. Weil am Ende, weißt du, wenn ich ein neues Album rausbringe, ist das was anderes, als wenn du für die Nation dastehst. Das ist genauso wie ein Fußballspieler, der ein Eigentor trifft. Ey, das würde ich für diesen Job nie machen, da bist du der Buhmann in der Nation.
Und ich hoffe einfach, dass die Deutschen ein bisschen sanfter damit umgehen lernt. Ein bisschen milder im Urteil generell wird. Ja, ich finde wirklich dieses ganze Gemeckere und diese Kritik. Kritik ist ja auch gut und wenn jemand sagt, das war jetzt schief gesungen oder so, das ist ja ein Fakt. Es geht aber darum, wie man etwas sagt und wie man Künstler auch schlichtweg kaputt macht. Es gab einige beim ESC, die hinterfragt haben, also die überlegt haben aufzuhören, nachdem diese Kritiken kamen. Ich glaube, da sind sich viele gar nicht darüber bewusst, was das dann doch für ein harter Job ist, so einfach das auch aussieht.
Miriam Audrey Hannah: Gilt bei Social Media, gilt beim ESC, gilt für Künstler, gilt im Freundeskreis, gilt überall.
Yvonne Catterfeld: „Freundeskreis finde ich, also ich habe eigentlich nur Freunde, wenn die kritisieren, dann kritisieren die auf einer sehr konstruktiven Basis. Das ist natürlich im Internet was anderes. Dich sieht ja keiner, was du gerade sagst und du kannst natürlich einfach vom Leder ziehen – keiner macht dich dafür verantwortlich.
Es ist leicht und schnell gemacht, Leute derart zu kritisieren. Mehr Freundlichkeit, mehr Liebe, mehr Milde. Ja, und auch mehr Gemeinsam machen. Nicht immer alles so bewerten, auch bei meinem Album. Man sagt doch vieles auch mit einem Augenzwinkern, weil ich einfach auch denke: ‚Mensch, lass uns doch die Dinge mehr mit Humor sehen. ‘ Nicht immer alles, was jemand sagt, jeden Humor und alles bewerten, ich finde, wir brauchen eh mehr Leichtigkeit, gerade jetzt hier in dieser Zeit.
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