Foto: Harry Reis

Großer Bahnhof im Heinrich-Pesch-Hotel in der Mannheimer Straße in Ludwigshafen: Die Eulen Ludwigshafen hatten ihre Partner, man darf sie auch Gönner oder Sponsoren nennen, zur traditionellen Teampräsentation eingeladen. Die Moderation oblag dem Kult gewordenen Hallensprecher Thomas „Stübi“ Stüber, der schon mal für Samstag warmlaufen durfte. Am Samstag, 30. August, 18 Uhr, ist Anwurf bei der Saisonpremiere gegen TuSEM Essen.

Die Seele spielt mit

Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck, seit Jahrzehnten ein leidenschaftlicher Eulen-Fan, ist am Samstag jedenfalls ganz sicher mit am Start: „Ich weiß, dass ich Zeit habe …“ Sie erinnerte in ihrer Ansprache an die „Herzinfarkt-Finals“ nach Eulen-Art: „Entweder sind wir aufgestiegen oder nicht abgestiegen …“ Die OB würdigte die Eulen, Mannschaft, Mitarbeiter und Fans, als positive Botschafter der Stadt: „Danke für euer Engagement. Mit wieviel Seele ihr dabei seid und eure Zuschauer dabei sind.“ Jutta Steinruck ist „guter Hoffnung“, dass es eine „gute, eine erfolgreiche Saison wird“.

Der Schlusssatz ließ das große Eulen-Herz der OB sprechen: „Ich liebe meine Eulen in jeder Liga!“

Happy birthday, Domenico

Domenico Marinese, seit 16. Januar 2025 Geschäftsführer der Eulen, wurde während seiner Ansprache mit einer Unterbrechung überrascht. Die Gäste stimmten ein „Happy birthday“ ihm zu Ehren hat. Marinese feierte an diesem Tag seinen 40. Geburtstag und durfte sich auch über die Gratulation der Eule im neuen Kostüm freuen.

Aus de Palz, fer die Palz

Domenico Marinese erklärte auch den neuen Slogan „Aus de Palz, fer die Palz“. „Wir müssen größer denken! Wir sind nicht nur der Handball-Klub der Stadt, sondern auch der Region“, unterstrich der Geschäftsführer die Rolle der Eulen als hochklassigste Männermannschaft im rheinland-pfälzischen Männerhandball. „Uns macht der Dialekt aus“, betonte Marinese. Das Thema werde sich widerspiegeln, ergänzte er auch mit Blick auf den neuen Einlauf-Trailer und das grüne Auswärtstrikot – die Eule im Wald …

Social Media läuft

Sehr gut unterwegs sieht der Geschäftsführer die Eulen auf Social Media in diesem Jahr: 8,5 Millionen Aufrufe (Instagram + Facebook), 2000 neue Follower (Instagram) seit Januar. Der Eulen-Podcast „Hebt Se“ ein Renner: zuletzt 12.500 Aufrufe (in den letzten 90 Tagen).

„Eulen ballern“

„Der Blick geht nach vorne“, erklärte Geschäftsführer Marinese nach einer „harten Saison“, die auch anders hätte ausgehen können. Die Mannschaft werde sich im Kreis nicht mehr mit dem alt-bewährten „1, 2, 3 … Mannschaft“ einstimmen, sondern ab Samstag mit dem Slogan „Eulen ballern“ einschwören. Das stehe als Synonym für „Gas geben, Eulen ballern“. Marinese: „Die Jungs haben Bock, den Klub nach vorne zu bringen.“

Teure Herausforderungen

Die Eulen stehen unabhängig von der neuen Saison vor großen Herausforderungen. So verlangt eine Vorgabe der HBL, dass das Handball-Leistungszentrum (HLZ) Friesenheim-Hochdorf ab 2029 zwei festangestellte Übungsleiter unter Vertrag haben muss, damit die U19 und U17 in den Jugend-Bundesligen spielen dürfen.

Das wiederum ist Voraussetzung dafür, das HLZ attraktiv für Talente zu halten und das HLZ als Sprungbrett für den Profibereich nutzen zu können. Eine kostspielige Angelegenheit ist auch das in den Lizenzierungsauflagen enthaltene Nachhaltigkeitszertifikat.

Event-Spieltage sind Festtage

Die Event-Spieltage der Eulen sind Feiertage für Fans und Mannschaft. So steigt am 14. September der Familientag, der um 17 Uhr mit dem Spiel gegen den TV Großwallstadt abgeschlossen wird. „Wir machen auch einen ,Green Day‘, spielen in einem Heimspiel im grünen Trikot“, sagte Marinese mit Blick auf die Nachhaltigkeits-Thematik.

Den 1-Euro-Spieltag wird es in der Rückrunde wieder geben. Mit Blick zurück auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga vor 30 Jahren ist ein Spiel in Sondertrikots in Planung. Die „Helden von Amorbach“ werden zu dem Nostalgiespiel eingeladen! Zum Blick nach vorne gehört auch die Neuaufstellung der Sportlichen Führung mit Christian Deller als ehrenamtlichem Sportlichen Leiter. Er war bereits in beratender Funktion in die Kaderplanung einbezogen.

Variabel und flexibel

Trainer Johannes Wohlrab stellte den Eulen-Partnern die fünf Neuzugänge vor und erklärte auch den mit den Personalien verbundenen Stilwandel. Eine Erkenntnis der Analyse nach der Hinrunde 2024/25 war, dass trotz „starker Defense das Tempo nach vorne fehlt, uns die Geschwindigkeit fehlt“. So sind die Verantwortlichen glücklich, Vincent Bülow (30), das Dessauer Denkmal und Idol, vom Konzept der Eulen überzeugt zu haben. Wohlrab: „Vince wird unser Tempospiel bereichern!“ Im aus dem Magdeburger Talentschuppen gekommenen Kreisläufer Leon Hein (22) sieht der Cheftrainer einen Gegenentwurf zu den Riesen Freddy Stüber und Lars Röller.

Hein ist der „Läufer“, die beiden Kollegen eher die „Steher“. „Leon ist lernwillig“, lobt der Coach und freut sich in Friedrich Schmitt (20) einen 2,07 Meter großen Shooter mit Talent und Charakter gefunden zu haben. Der aus Mutterstadt stammende Lars Röller (26) sammelte in Großwallstadt Zweitliga-Erfahrung. „Rölli aus Mutterstadt – mehr Identität geht nicht“, sagte der Eulen-Coach. Mit René Zobel (29), Rainer genannt, sieht Trainer Wohlrab die Schwachstelle auf Halbrechts ausradiert und Finn Leun wirkungsvoll mit einem Mann ergänzt in dessen Oberarmen „ein gewaltiges Pfund drin ist.“

Die Eulen „variabel und flexibel“ aufzustellen war eine Maßgabe beim Umbau des Kaders, sagte Johannes Wohlrab, der in sein drittes Jahr als Eulen-Trainer geht und den Partnern totalen Einsatz und harte Arbeit an jedem Trainingstag versprach.

„Lassen sie sich begeistern“

„Herzlich willkommen in der neuen Saison“ hieß Freddy Stüber die Partner, die der neue Mannschaftskapitän mit einer launigen-tiefgründigen Mannschaftsvorstellung beindruckte und begeisterte. „Nutzt eure VIP-Karten, kommt in die Halle. Lasst euch begeistern. 60 Minuten braucht ihr keine Führungsaufgaben zu übernehmen, keine Firma zu führen. Lassen sie sich von uns begeistern.“

Ein Team mit einem besonderen Kapitän

So präsentierte Kapitän Stüber den aktuellen Kader in zwei Etappen. Torhüter Mats Grupe (22) ist der einstimmig gewählte Vertreter im „Team jung“ im Mannschaftsrat und für den Kapitän der livehaftige Beweis „wie wir uns als Spieler auch menschlich weiter entwickeln“. Grupes Pendant, der Slowene Žiga Urbič (28), seit 2021 bei den Eulen, gilt als eher stilles Wasser. „Er ist immer für einen gute Spruch da“, sagt der Kapitän, der Žigas Talent an der „Quetschkommode“ (übersetzt Akkordeon) nur vom Hörensagen kennt. Torwart Nummer 3 ist Philipp Wenning (20), der Mann für den Notfall, der im HLZ-Tor reifen soll.

Linksaußen Kian Schwarzer (26) wurde als Identifikationsfigur, als Vorbild in Sachen Einsatz und Leidenschaft gewürdigt, als Mann mit „Handballinstinkt“, den er in seiner neuen Abwehrrolle auf der Halbposition noch besser einbringen könne. Tim Schaller (26), „der Ingenieur“, der nach dem Master-Abschluss bei der BASF arbeiten werde, ist nicht nur der coole Siebenmeterspezialist, sondern auch der unnachgiebige Geldeintreiber für die Mannschaftskasse. Für Bewegungstalent Nici Waldvogel (22) sollen auf halblinks Lücken gerissen werden, so dass der Schweizer seine Abschlussqualität optimal ausspielen kann.

Mihailo Ilic (23) solle wohl auch im Angriff auf Halblinks die nächsten Schritte gehen. Ihn sieht Kapitän Stüber als eine Führungskraft in der Abwehr und im Innenblock: „Mihailo darf seine Erfahrung peu á peu mit dem Lautsprecherregler einbringen.“ Den 2,07 Meter-Neuzugang Friedrich Schmitt (20) würdigte Stüber als „großen Mann, der viel Energie und Leidenschaft“ einbringe. Ein Talent, „das jeden Rat annimmt“.
Marc-Robin Eisel (26) ist der Mann, der die Eulen-DNA in besonderem Maße verkörpere und nun auch im Mannschaftsrat ist. „Er spielte sich auch in das letzte Eulen-Herz“, würdigte der Kapitän den unglaublichen Einsatz Eisels trotz Verletzung im Klassenkampf.

Der Mittelmann war ein entscheidender Faktor für den Klassenverbleib. In Vincent Bülow (30), dem neuen Regisseur aus Dessau, sieht der Spielführer einen eher stillen Antreiber. „Ihr dürft euch auf einen Spieler freuen, der mit unheimlich viel Energie spielt“, betont „Stübi“. In René Zobel (29) einem positiv Verrückten, sieht der Kapitän einen Neuzugang aus Emsdetten, „der zu den Eulen passt wie die Faust aufs Stufe“.

Extremer Wertschätzung erfreut sich Finn Leun (22), Zobels Pendant auf Halbrechts. Leun, still und ehrgeizig, steht für intensive Arbeit. Rechtsaußen Alexander Falk (27), der Dauerbrenner, erfreut sich durch seine Zuverlässigkeit hoher Wertschätzung. „Falko“, durch einen Fußwurzelbruch beim Saisonstart noch nicht dabei, besitzt hohes Vertrauen im Team. Theo Straub (20) ist nach Stübers Deutung jetzt nicht mehr nur der Azubi auf Rechtsaußen, sondern ein „fester Bestandteil“ der Mannschaft, ein „richtiger Zweitligaspieler“.

Als „Junge aus der Magdeburger Schule“ bringt Leon Hein (22) nach Stübers Deutung eisernen Willen mit. Der Kreisläufer, wegen Falks Verletzung als Allrounder gebraucht, werde sein Herz auf der Platte lassen. Für Ehrgeiz pur steht der 2,04 Meter große Lars Röller (26), der Fitness-Coach Olli Funk dazu veranlasste, in der Fitbase schwere Hanteln zu besorgen. Nach der Präsentation wusste auch der letzte im voll besetzten Saal, warum der neue Kapitän Freddy Stüber heißt. Ein besonderer Typ, eine Führungsfigur mit Herz!