Archivfotos: Mirco Metzler/Die Knipser
Die Weinlese ist für viele Winzer der Höhepunkt des Jahres. Wochenlange Arbeit, Pflege und Leidenschaft gipfeln in den Tagen, an denen die Trauben endlich geerntet werden. Doch in Rheinhessen sorgt in dieser Saison weniger die Qualität des Leseguts für Schlagzeilen – sondern ein neuerlicher Skandal: Dreiste Diebe haben Winzern im Wonnegau bereits große Teile ihrer Ernte gestohlen.
Nach Informationen des SWR beschäftigt die Polizei inzwischen vier offiziell angezeigte Fälle von Traubenklau – doch die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. In Westhofen, Gundheim, Monzernheim, Flörsheim-Dalsheim und Worms haben die Täter zugeschlagen. Alle betroffenen Weinberge liegen in der Gemarkung Westhofen.
Mit Vollernter unterwegs
Die Vorgehensweise der Diebe deutet auf professionelle Täter hin. Offenbar waren sie mit einem Vollernter unterwegs, wie ihn auch Winzer selbst nutzen. Nur so lassen sich innerhalb kurzer Zeit mehrere hundert Quadratmeter Trauben ernten – und das mitten in der Nacht, unbemerkt von Nachbarn oder Spaziergängern.
Einer der betroffenen Winzer, der anonym bleiben möchte, spricht von einem „ungeheuren Vertrauensbruch“:
„Man steht Tag und Nacht im Weinberg, steckt Herzblut in die Arbeit – und dann fahren die einfach durch und holen sich, wofür man das ganze Jahr geschuftet hat.“
„Man steht Tag und Nacht im Weinberg, steckt Herzblut in die Arbeit – und dann fahren die einfach durch und holen sich, wofür man das ganze Jahr geschuftet hat.“
Mehrere Orte betroffen – sieben Winzer geschädigt
Die Serie von Diebstählen begann vor rund anderthalb Wochen in Gundheim, wo zwei Weinberge mit Riesling- und Sauvignon-Blanc-Trauben abgeerntet wurden. Wenige Tage später meldete sich ein weiterer Winzer. Zuletzt, zwischen Freitag und Samstag vergangener Woche, schlugen die Täter in Westhofen erneut zu – diesmal verschwanden gleich sieben Reihen eines Weinbergs.
Nach SWR-Informationen sind inzwischen mindestens sieben Winzer Opfer der Diebstähle geworden. Einem von ihnen wurden sogar gleich zwei Weinberge leergeräumt. Viele glauben, dass noch längst nicht alle Geschädigten Anzeige erstattet haben.
Kaum Chancen, die Täter zu schnappen
Die Polizei ermittelt zwar, doch die Erfolgsaussichten sind gering. Selbst das Landesuntersuchungsamt in Mainz hat nach Angaben der Winzer keine Möglichkeit, im Nachhinein nachzuweisen, aus welchem Weinberg die Trauben stammen.
Hinzu kommt: Während der Lesezeit sind die Betriebe rund um die Uhr ausgelastet – viele Winzer haben schlicht keine Zeit, Anzeige zu erstatten. Und selbst wenn: Die Erfahrung zeigt, dass Traubendiebe bislang ungestraft davongekommen sind. Schon im Vorjahr gab es zwei Fälle, die nie aufgeklärt wurden.
Hinzu kommt: Während der Lesezeit sind die Betriebe rund um die Uhr ausgelastet – viele Winzer haben schlicht keine Zeit, Anzeige zu erstatten. Und selbst wenn: Die Erfahrung zeigt, dass Traubendiebe bislang ungestraft davongekommen sind. Schon im Vorjahr gab es zwei Fälle, die nie aufgeklärt wurden.
Schaden von mindestens 15.000 Euro
Die wirtschaftlichen Verluste sind erheblich. Pro Weinberg wurden zwischen 2.000 und 3.500 Quadratmeter abgeerntet – Mengen, die ungefähr einen Anhänger füllen. Je nach Rebsorte beläuft sich der Schaden auf mehrere Tausend Euro pro Fall. Insgesamt schätzen die Winzer den Gesamtschaden auf über 15.000 Euro – Tendenz steigend.
„Das ist nicht nur ein finanzieller Schlag“, sagt ein weiterer betroffener Winzer. „Es ist ein Gefühl der Hilflosigkeit. Man kann sich kaum wehren, und man fragt sich: Kommen sie heute Nacht wieder?“
Ein wachsendes Problem im Wonnegau
Für die Winzer in Rheinhessen ist klar: Der Traubenklau ist kein Einzelfall mehr, sondern entwickelt sich zu einem ernsten Problem. Ob organisierte Banden dahinterstecken, ist unklar – doch die Professionalität der Vorgehensweise spricht dafür.
Die Polizei ruft mögliche Zeugen auf, verdächtige Beobachtungen sofort zu melden. Gleichzeitig wird unter Winzern diskutiert, ob verstärkte Kontrollen, Kooperationen oder gar Überwachungstechnik im Weinberg notwendig sind, um die Diebe künftig abzuschrecken.
Eines steht fest: Der Wonnegau hat ein Problem, das über den aktuellen Schaden hinausgeht. Denn mit jedem Diebstahl geht nicht nur Geld verloren – sondern auch ein Stück Vertrauen in die Sicherheit der eigenen Arbeit.
Text: VM /Redaktion Die Knipser