Archivfoto: Mirco Metzler/Die Knipser

Defizit sinkt deutlich – Stadtteile erhalten mehr Budget, Personalplan wächst

Die Haushaltsberatungen für das Jahr 2026 begannen mit einem Scherz, endeten aber in nüchternem Zahlenwerk. Bevor Stadtkämmerer Andreas Soller und Abteilungsleiterin Daniela Adelfinger die Finanzlage präsentierten, sorgte eine grasgrüne Turnmatte im Ratssaal kurzzeitig für Erheiterung. „Sie soll nur verhindern, dass jemand über das provisorisch verlegte Kabel stolpert – natürlich wiederverwendet, aus Spargründen“, witzelte Soller. Danach wurde es ernst.

 
Denn auch wenn der Etat für 2026 mit einem Defizit von rund 40 Millionen Euro weiterhin tief in den roten Zahlen liegt, so ist zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer erkennbar: „Ich glaube, die Genehmigungsfähigkeit des Haushalts ist nicht auszuschließen“, sagte Soller zurückhaltend. Oberbürgermeister Adolf Kessel (CDU) zeigte sich etwas optimistischer: „Die Genehmigungsfähigkeit sollte jetzt gegeben sein.“
 
Sonderzuweisungen entschärfen Haushaltsloch
 
Das Defizit war ursprünglich deutlich höher angesetzt. Vor wenigen Wochen noch betrug es rund 51,8 Millionen Euro, zu einem früheren Zeitpunkt gar über 70 Millionen Euro. Nach mehreren internen Sparrunden und durch Sonderzuweisungen des Landes sowie den Kommunalfinanzausgleich konnte die Lücke zuletzt um 11,6 Millionen Euro reduziert werden.
 
Zudem sorgt ein Schreiben des rheinland-pfälzischen Innenministers für Aufatmen in den Kommunen: Danach können defizitäre Haushalte künftig genehmigt werden, wenn die Fehlbeträge auf „unabweisbare Ausgaben“ – etwa hohe Sozialleistungen – zurückzuführen sind. Eine Argumentation, die die Stadt Worms seit Jahren gegenüber der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) vertritt.
 
Trotzdem bleibt die Lage angespannt. Steuererhöhungen der vergangenen Jahre haben die finanzielle Situation zwar leicht stabilisiert, doch einen ausgeglichenen Haushalt im gesetzlichen Sinne wird es auch 2026 nicht geben. Die Hoffnung liegt nun darauf, dass die Genehmigung durch die ADD diesmal schneller erfolgt – und Worms nicht erneut monatelang ohne vollumfängliche Handlungsfähigkeit bleibt.
 
Stadtteile bekommen gerechtere Budgets
 
Für positive Resonanz sorgte vor allem die Nachricht, dass die Ortsvorsteher künftig über größere Budgets verfügen sollen. Nachdem zuletzt über mangelnde Wertschätzung und zu geringe Mittel geklagt wurde, einigte man sich auf ein neues, gerechteres System: Jeder Stadtteil erhält ein identisches Sockelbudget sowie einen Zuschlag je nach Einwohnerzahl.
 
„Es geht jetzt gerechter zu“, betonte Kessel. „Wir wollten, dass die Größe der Stadtteile künftig eine faire Rolle bei der Verteilung spielt.“ Drei Stadtteile behalten ihr bisheriges Budget, alle anderen erhalten mehr.
 

Stellenplan wächst – Jugend und Sicherheit profitieren

 
Auch im Personalbereich gibt es Bewegung. Der Stellenplan der Stadt wächst um mehr als 50 Positionen auf 1.570 Stellen, wobei sechs Stellen ohne Kündigungen entfallen. Neue Kräfte sollen vor allem in der Feuerwehr, im Zivil- und Katastrophenschutz sowie in der neuen Kita an der Prinz-Carl-Anlage eingesetzt werden.
 
Ein weiteres Signal setzte der Ausschuss mit einem Antrag von Tobias Dämgen (Worms will weiter): Für die Sanierung des Veranstaltungsraums im Haus der Jugend werden 25.000 Euro bereitgestellt, außerdem wird eine halbe Stelle für Jugendarbeit geschaffen.

 

Zwischen Pragmatismus und Hoffnung

So endete die Etatberatung mit einem Gefühl zwischen Ernüchterung und vorsichtigem Optimismus. Noch sind viele Zahlen vorläufig, viele Entscheidungen stehen bevor. Doch erstmals seit Jahren scheint realistisch, dass der Haushalt 2026 genehmigt werden könnte – und Worms damit wieder handlungsfähig in die Zukunft blickt.
 
 
Text: VM/Redaktion Die Knipser