Foto: Stadtverwaltung Alzey

Ein erfolgreicher Start in Eigenverantwortung auf allen Ebenen

Der Krankenhausausschuss hat in seiner konstituierenden Sitzung eine erste Zwischenbilanz gezogen und die Weichen für die weitere Entwicklung des Kreiskrankenhauses Alzey gestellt. Seit dem 1. Juli 2025 arbeitet das Haus in Eigenverantwortung. Landrat Heiko Sippel betonte in seiner Ansprache, dass der Übergang reibungslos geglückt sei. Der Betrieb habe ohne Unterbrechungen fortgeführt werden können, Fluktuationen seien kaum zu verzeichnen gewesen und die Rückmeldungen der Mitarbeitenden sowie Patientinnen und Patienten fielen überwiegend positiv aus. „Das ist ein großer Verdienst der Mannschaft des Eigenbetriebs. Auf dieser Basis wollen wir die anstehenden Aufgaben mit Tatkraft angehen“, sagte der Landrat.

Verwaltungsdirektor Frank Müller gab einen Überblick über die bisherigen Schritte und stellte die Prioritäten für die nächsten Monate vor. Besonders im Bereich Bau und Technik stehen dringende Maßnahmen an, etwa die Modernisierung des Brandschutzes, die Sicherstellung der medizinischen Druckluftversorgung sowie die Verbesserung der Notstromzufuhr und der OP-Kühlung. Außerdem werden die bauliche Erweiterung der Zentralen Notaufnahme und der Intensivstation sowie die Modernisierung der Telefonie in Angriff genommen.

Ferner stellte Müller in seinem Bericht heraus, dass die Betriebsorganisation erfolgreich neu aufgestellt werden konnte. Das Krankenhaus verbleibt im Einkaufsverbund und kann damit medizinische Verbrauchsgüter weiterhin günstig erwerben. Parallel dazu erfolgte die organisatorische Umstrukturierung zum Eigenbetrieb, die eine solide Grundlage für die weitere Entwicklung schafft.

Auch die finanzielle Lage stellte Müller dar. Der Kreis hat eine Anschubfinanzierung von 2,8 Millionen Euro bereitgestellt. Bisher belaufen sich die Zahlungseingänge auf insgesamt 4,5 Millionen Euro, die Ausgaben auf eine Million Euro. Für Löhne, Gehälter und Sozialleistungen werden rund 1,4 Millionen Euro monatlich aufgebracht. „Damit haben wir ein stabiles Fundament“, sagte Müller.

Ein Schwerpunkt der Sitzung lag auf der Personalsituation. Der Ärztliche Direktor, Christian Karnasch, betonte, dass während der Insolvenzzeit so gut wie keine Abgänge zu verzeichnen gewesen seien und das Kreiskrankenhaus Alzey im Ranking der Studierenden, die sich im „Praktischen Jahr“ (PJ) befinden, bundesweit einen beachtlichen achten Platz einnehme. Dies sei Ausdruck einer ungewöhnlich guten Personalsituation. Im ärztlichen Dienst seien derzeit alle Stellen besetzt, lediglich eine Oberarztstelle in der Unfallchirurgie sei vakant.

Zum 1. Juli 2025 habe darüber hinaus eine neue Teilzeitärztin mit den Schwerpunkten Laborleitung, Hygiene und Antibiotic Stewardship ihren Dienst angetreten. Auch im medizinisch-technischen Dienst ist die Lage stabil. Während im Labor alle Stellen besetzt seien, wird im Bereich Radiologie zusätzlicher Bedarf für die CT-Besetzung gesehen. Ab November 2025 stehe nach einem Anerkennungslehrgang ein weiterer MTA zur Verfügung.

Besonders im Pflegedienst, der größten Berufsgruppe des Hauses, konnten trotz schwieriger Rahmenbedingungen fast alle Kräfte gehalten werden.

Seit 2017 setzt das Kreiskrankenhaus erfolgreich auf die Rekrutierung internationaler Fachkräfte, aktuell sind 52 Mitarbeitende aus dem Ausland beschäftigt. Die Ausbildungsplätze wurden deutlich aufgestockt: Derzeit werden 37 Auszubildende, teilweise ebenfalls aus dem Ausland, ausgebildet. Durch drei Ausbildungsstarts im Jahr und die gezielte Nutzung von Social Media und Videocalls in der Bewerberkommunikation soll der Nachwuchs gesichert werden. Vier Absolventinnen und Absolventen werden zum 1. Oktober 2025 übernommen.

Pflegedirektor Jonas Vironen unterstrich, dass das Haus in den vergangenen Monaten trotz Insolvenzverfahren kaum Fluktuation erlebt habe und sich mit neuen Ausbildungsmodellen breiter und sichtbarer aufstellen könne.

Auch in der Unternehmensentwicklung wurden wichtige Eckpunkte benannt. Der gegenwärtige Versorgungsauftrag bleibt bis zum 31. Dezember 2026 bestehen. Zudem werden leerstehende Räumlichkeiten an eine Praxis für Allgemeinmedizin vermietet, ein integriertes Notfallzentrum aufgebaut und ein Kommunikationskonzept in Form von Mitarbeiterversammlungen, sogenannten „Town Hall Meetings“, eingeführt. Synergien mit dem Träger Landkreis sollen die Entwicklung zusätzlich stützen.

Als große Herausforderung bezeichnete Müller das IT-Management. Nach der Trennung vom früheren Träger sei hier ein „dickes Brett“ zu bohren. Aufgrund veralteter Strukturen müssten Systeme modernisiert und neu aufgestellt werden. Ein eigenes IT-Team für das Krankenhaus ist im Aufbau, unterstützt durch Fachkräfte der Kreisverwaltung. Kooperationen mit anderen Kliniken und Fördermöglichkeiten des Landes sollen zusätzlich genutzt werden.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt widmete sich der Erweiterung des Ausbildungsangebotes. Künftig bietet das Kreiskrankenhaus Alzey auch Ausbildungsplätze für Operationstechnische Assistentinnen und Assistenten (OTA) an. Als Träger der praktischen Ausbildung möchte das Haus einen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten und strebt für den theoretischen Ausbildungsteil eine Kooperation mit dem Klinikum Ludwigshafen und dessen
OTA-Schule an. Im OP-Team steht dafür eine speziell qualifizierte Gesundheitsfachkraft mit OP-Weiterbildung und zusätzlicher Praxisanleiter-Ausbildung bereit. Von April 2026 bis 2028 bietet das Kreiskrankenhaus jedes Jahr jeweils einen OTA-Ausbildungsplatz an.