Fotos: Stadtverwaltung Alzey

Wer aktuell in den Innenhof der Schlossgasse 12–16 blickt, stellt schnell fest: Hier passiert richtig viel. Zwischen Gerüsten, Baucontainern voller zerbrochener, ausgedienter Ziegel und offenen Dachflächen arbeiten die Teams das Gebäudeensemble Stück für Stück durch. Die frühere Vinothek des Stadtweinguts steht leer; ein paar aufgestellte Weinfässer erinnern noch an den alten Betrieb, der derzeit ausschließlich in der Vinothek am Fischmarkt stattfindet. Im Nebengebäude ist das Dach offen. Zimmerer und Dachdecker setzen die maroden Bereiche instand, in denen die Feuchtigkeit den dicken Holzbalken mit den Jahren zugesetzt hat, und schließen neue Ziegelreihen. Insgesamt werden bei der umfassenden Sanierung rund 1.000 Quadratmeter Dachfläche erneuert. Dabei kamen einige unangenehme Überraschungen ans Licht. An den Stellen, an denen die Dächer der einzelnen Gebäude aneinanderstoßen, waren Balken feucht und stark geschädigt, ebenso Teile des Zwischenbodens im Dachgeschoss. „Zum Glück haben wir gute Handwerker aus der Region, die für jede schwierige Stelle eine Lösung finden“, sagt Architekt Martin Klenner.

Die Stadt investiert insgesamt 8,25 Millionen Euro in ihren Gebäudekomplex in der Schlossgasse. Alle Gebäude werden von Grund auf modernisiert – innen wie außen, inklusive der Mietflächen und der später öffentlich genutzten Räume. „Das ist eine beachtliche Summe, die richtig weh tut”, sagt Bürgermeister Steffen Jung. „Aber es handelt sich um eine Investition, die jetzt nötig ist“, macht der Stadtchef deutlich. Denn dass in der Schlossgasse in Sachen Brandschutz, Barrierefreiheit und Modernisierung der Gebäudesubstanz Hand angelegt werden muss, ist schon seit vielen Jahren klar. Bisher wurde die Gesamtmaßnahme jedoch immer wieder aufgeschoben.

Da eine Sanierung der Schlossgasse 12–16 nur Sinn ergibt, wenn sie vollumfänglich und im Gesamten angegangen wird, war klar, dass es sich um ein teures Projekt handeln wird. Nun werden unter anderem massive Brandschutzmängel beseitigt, Flucht- und Rettungswege ausgebaut sowie zwei neue Treppenhäuser errichtet. Eines davon wird einen Aufzug erhalten, um die oberen Stockwerke barrierefrei zu erschließen. Zudem werden Fassaden, Balkone, Fenster, Türen und sämtliche Innenräume erneuert. Hinzu kommen neue Hausanschlüsse, Strom- und Datenleitungen, eine Lüftungs- und Klimaanlage für den Veranstaltungssaal sowie ein komplett neues Trinkwassersystem. Alle Arbeiten finden in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege statt.

Ein großer Teil der technischen Modernisierung zielt darauf ab, kommunale Gebäude bis spätestens 2040 klimaneutral zu betreiben. Künftig werden drei große Wärmepumpen den gesamten Komplex beheizen; die vorhandene Gasheizung bleibt nur als Spitzenlastreserve erhalten. Neben der klimapolitischen Bedeutung spielt hier auch die Wirtschaftlichkeit eine Rolle: „Denn Wärmepumpen sichern langfristig stabile Energiekosten”, erklärt die städtische Projektleiterin Silvia Schappert. Für Fenster, Wärmepumpen, Lüftungs- und Klimaanlagen sowie die Dämmung der oberen Geschossdecke erhält die Stadt Fördermittel in Höhe von rund 206.500 Euro.

Bürgermeister Steffen Jung betont die Bedeutung des Projekts: „Das ist eine Baustelle, die viele Menschen in unserer Stadt betrifft und die nicht innerhalb weniger Monate abgeschlossen werden kann. Aber sie muss gemacht werden. Wir reden hier nicht von Luxus, sondern von überfälliger Substanzarbeit. Am Ende der Maßnahme stehen moderne Räume, die allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen.“ Klenner ergänzt: „Zeitlich und finanziell liegen wir derzeit gut im Plan. Wir sind zuversichtlich, dass wir das Projekt bis Frühjahr 2027 abschließen können.“

Je weiter die Sanierungsarbeiten voranschreiten, desto größer wird die Vorfreude auf das fertige Gebäudeensemble, das technisch, energetisch und räumlich auf dem neuesten Stand sein wird. Das stärkt langfristig sowohl die Schlossgasse als auch die Veranstaltungen im Stadtweingut. Und damit wird nicht zuletzt ein echtes Aushängeschild und ein Treffpunkt der Stadt gestärkt, der auch stets Anlaufpunkt der Stadtführungen ist.