Dr. Christian von Hoermann erläutert im Vortrag „Wie Aas die Artenvielfalt fördert“ in Gundersheim die ökologische Rolle von Tierkadavern für Nahrungsketten und Biotope – und regte damit die zahlreich erschienenen Besucher zu neuen Gedanken an. Foto: Mirco Metzler /Die Knipser
Mit einem außergewöhnlichen Vortrag zum Thema Kadaverökologie hat das Entomologische Büro Alzey gemeinsam mit dem BUND Kreisgruppe Wonnegau zahlreiche Interessierte in das Weingut Burgunderhof in Gundersheim gelockt. Die Veranstaltung stand unter dem Titel „Tod ist Leben – zum Belassen von Wildtierkadavern in der Landschaft“ und beleuchtete ein Thema, das selten öffentlich diskutiert, für die Biodiversität aber von immenser Bedeutung ist.
Die Entomologin Sabine Schwabe stellte die Ergebnisse ihres gleichnamigen Forschungsprojektes vor, das sie ehrenamtlich und vollständig aus eigenen Mitteln durchgeführt hat. Die Untersuchungen liefern faszinierende Einblicke in die Rolle toter Wildtiere für den Naturkreislauf: Kadaver dienen zahlreichen Insektenarten als Lebensraum und Nahrungsquelle und tragen wesentlich zum ökologischen Gleichgewicht bei.
Besonders eindrucksvoll: In Rheinhessen konnte Schwabe den Deutschen Totengräber (Nicrophorus germanicus) nachweisen – eine Käferart, die in Deutschland eigentlich als ausgestorben gilt und nur noch in dieser Region vorkommt. „Diese Entdeckung ist ein wissenschaftliches Highlight für den Artenschutz in Rheinland-Pfalz und ein starkes Argument dafür, sich intensiver mit der Kadaverökologie zu beschäftigen“, so Schwabe.
Zur thematischen Einführung sprach Dr. Christian von Hoermann, mit dem Schwabe im Rahmen ihrer Forschungsarbeit kooperiert. Er erläuterte die grundlegenden biologischen Abläufe bei der Zersetzung von Tierkadavern und zeigte, wie wichtig es ist, diese natürlichen Prozesse nicht überall zu unterbrechen. Seine Präsentation diente als fachlicher Auftakt für die detaillierte Vorstellung der Ergebnisse aus Rheinhessen.
Die Veranstaltung verdeutlichte, dass Artenschutz nicht nur in blühenden Wiesen und Bienenprojekten beginnt, sondern auch dort, wo man ihn kaum vermuten würde – an Orten, an denen „der Tod neues Leben schafft“. Viele Besucher zeigten sich beeindruckt von den anschaulichen Bildern und der Leidenschaft, mit der Sabine Schwabe über ihre Arbeit berichtete.
Da viele Forschungsprojekte zur Artenvielfalt in Deutschland ohne staatliche Unterstützung stattfinden, sei es umso wichtiger, betont Schwabe, diese Themen in die Öffentlichkeit zu tragen: „Nur wenn die Gesellschaft versteht, wie entscheidend auch die unscheinbaren Prozesse in der Natur sind, können wir langfristig Förderungen und Unterstützung für den Erhalt der Biodiversität erreichen.“
Die Veranstaltung fand im Weingut Burgunderhof in Gundersheim statt und war eine Kooperation zwischen dem Entomologischen Büro Alzey und der BUND Kreisgruppe Wonnegau.
Text: VM /Redaktion Die Knipser


























