Von links: Stella Rosenbach, Annika Rosenbach, Tijem Karatas und Milena Schwarz. Foto: Radsportverbandes Rheinhessen

Wer über die ganze Saison hinweg Sieg an Sieg reiht, die German Masters gewinnt, Deutscher Meister wird, eine Weltbestleistung erzielt und diese noch gleich zweimal verbessert, der darf mit Recht darauf hoffen, beste Chancen zur Verteidigung des Weltmeistertitels zu haben. Leider kam es anders und das Vierer-Kunstrad-Team des RV Ebersheim reiste mit der Silbermedaille von den Rad-Weltmeisterschaften aus Glasgow wieder ins heimische Mainz.

Und das nicht gerade allerbester Laune, denn gefühlt hatten die vier jungen Frauen in der schottischen Metropole nicht Silber gewonnen, sondern Gold verloren. Zum Vergleich: Kurz vor der WM hatten sie die Weltbestleistung noch auf 238,43 Punkte geschraubt. Der WM-Titel in Glasgow ging für 215,79 Punkte weg, aber eben an die Schweiz und nicht an das Team aus Ebersheim, das nach Patzern nur 189,26 Punkte erreichte.

„Klar, das ist Sport, da kann immer mal was daneben gehen“, sagt Oliver Schwarz, der Trainer des Kunstrad-Vierers des RV Mainz-Ebersheim. „Aber das ganze Jahr lief es super, auch im Training. Dass ausgerechnet bei der WM so was passiert, wenn ́s drauf ankommt, das ist schon bitter.“

Mit „so was“ ist ein Sturz gemeint, der sich in der letzten Minute der auf fünf Minuten begrenzten Fahrzeit ereignete. Im Kunstradfahren spricht man schon von einem Sturz, wenn man mit den Füßen mal auf den Boden muss. „Aber die haben sich richtig hingelegt, ich glaube sogar alle“, so Schwarz, “und teilweise auch ganz ordentliche Blessuren davongetragen“. Von den Blessuren mal abgesehen, ist ein solcher „großer“ Sturz in diesem Sport auch deshalb besonders „teuer“, weil man nicht nur die Punkte der gestürzten Übung verliert, sondern auch viel Zeit einbüßt, bis alle wieder auf dem Rad sitzen, so dass meist die letzte Übung dem Zeitlimit zum Opfer fällt. Für Milena Schwarz, Tijem Karatas sowie Annika und Stella Rosenbach hieß das: Punkte von zwei der 25 Übungen weg und damit auch der ersehnte Weltmeistertitel.

„Das tut schon weh, aber am Abend waren die Mädels schon wieder einigermaßen okay“, so der Trainer. Ganz in diesen Sinn stellte seine Tochter Milena gegenüber der Mainzer Allgemeinen Zeitung bündig fest, dass eine Silbermedaille kein Grund zum Trauern ist. Recht hat sie! „Wir schauen jetzt nach vorn“, sagt auch ihr Vater und Trainer. Schließlich warten in diesem Jahr noch die Weltcups in Belgien und in Ungarn. Und 2024? Die Motivation ist da, noch einmal anzugreifen. „Da müssen wir erstmal durch die Quali und das wird richtig schwer, denn die Teams aus Steinhöring und Aach waren in diesem Jahr schon gut und werden immer besser.“ Aber eines haben die vier Mädels aus Ebersheim ihrer nationalen Konkurrenz voraus: Sie wissen, wie man Weltmeister wird und haben auch erfahren, dass die Luft da oben auch mal dünn werden kann.